Die Europäische Verlagsanstalt wurde am 14. November 1946 in Hamburg mit dem Ziel gegründet, »Völkerverständigung und den europäischen Gedanken« zu fördern und sich mit der jüdisch-deutschen Geschichte auseinanderzusetzen. Titel wie »Geschichte und Entstehung der Weimarer Republik« von Arthur Rosenberg, »Der SS-Staat« von Eugen Kogon, »Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft« von Hannah Arendt, »Der Doppelstaat« von Ernst Fraenkel und »Behemoth« von Franz Neumann sind inzwischen Standardwerke geworden. Hinzu kamen bedeutende literarische Autoren wie Ernst Kreuder, Wolfgang Weyrauch, V.O. Stomps, Hans Henny Jahnn und das Gesamtwerk von B. Traven.
In den 1960er Jahren, inzwischen nach Frankfurt am Main umgezogen, entwickelte sich die Europäische Verlagsanstalt zu einem Forum für Gesellschaftskritik: So wurden die Proteste und Kampagnen gegen den Vietnam-Krieg, die Bild-Zeitung und die Notstandsgesetzgebung dokumentiert. Wolfgang Abendroth, Ossip K. Flechtheim, Iring Fetscher, Klaus Dörner, Erich Fromm veröffentlichten ihre Werke in der Europäischen Verlagsanstalt.
Ab 1973 wurde die Europäische Verlagsanstalt zusammen mit dem gewerkschaftseigenen Bund-Verlag in Köln weitergeführt. Dort erschien 1977 u.a. auch »Die Alternative. Zur Kritik des real existierenden Sozialismus« des DDR- Regimekritikers Rudolf Bahro.
1979 trennten sich die Gewerkschaften vom Verlag. Der Verleger Axel Rütters, der 1976 mit Karl Markus Michel die »Syndikat Autoren- und Verlagsgesellschaft« gegründet hatte, und der Hamburger Rechtsanwalt Kurt Groenewold wurden die neuen Gesellschafter. Zusammen mit den Lektoren Günther Busch (jahrelang der „Kopf“ der edition suhrkamp) und Henning Ritter (Autor und Herausgeber, später verantwortlich für die Seite »Geisteswissenschaften« in der FAZ) führten sie die Europäische Verlagsanstalt mit Autoren wie Peter Brückner, Otto Kirchheimer, Alexander Kluge, Peter Gorsen, Albert Soboul, Isaiah Berlin, Ernst H. Gombrich zu ihren Anfängen zurück.
Wieder in Hamburg und mit Sabine Groenewold als Verlegerin erhielt die Europäische Verlagsanstalt 1999 den Preis der Hamburger Kulturbehörde. In der Begründung heißt es: »Das Programm der Europäischen Verlagsanstalt bewegt sich seit vielen Jahren auf einem gleichbleibend hohen Niveau und überrascht dabei immer wieder mit Vorstößen in bislang unbetretenes Terrain … geleitet von einer klugen, aufgeklärten und zukunftsorientierten Intellektualität.«
Nach dem Ausscheiden von Sabine Groenewold Ende 2004 wurden wieder Axel Rütters und Irmela Rütters Verleger der Europäischen Verlagsanstalt. Sie setzten u.a. mit Büchern zu Umwelt und Gesellschaft neue Akzente. In den eva taschenbüchern werden Texte und Analysen bedeutender Philosophen und Soziologen wie Theodor W. Adorno, Zygmunt Bauman, Henri Bergson, Gilles Deleuze und Edmund Husserl, John Stuart Mill und vielen mehr vorgelegt.
Auch das aktuelle Programm führt die langjährige Verlagsarbeit fort mit Zeitzeugenberichten zur Nazidiktatur wie “Die graublaue Strickjacke” (Gerhard L. Durlachers Erinnerungen als jüdischer Junge unter Nazi-Herrschaft), “Zwischen Kultur und Katastrophe” (Steven Aschheim über das Drama der deutsch-jüdischen Erfahrung im 20. Jahrhundert), Moritz Julius Bonn (über die Krisis der europäischen Demokratie), “Verfassungspatriotismus” (Konzept, Kritik und Relevanz der Thesen von Jürgen Habermas und Dolf Sternberger) oder ein aktuelles Buch von Wolfgang Kraushaar zum Israelkonflikt, welches seit Erscheinen im April 2024 große Resonanz hat. Ebenso mit einer im Jahr 2021 neuen Reihe ad…, die klassisch gewordene Werke und ihre Autor/innen vorstellt und deren Einfluss auf die Geistes- und Ideengeschichte (ad Hannah Arendt, Günther Anders, Walter Benjamin u.v.a. – siehe gesonderten Prospekt).